Aus Facebook wird Meta
Facebook hat seinen Namen geändert und heißt jetzt Meta. Oder, um genauer zu sein, Meta ist die Konzernmutter, unter deren Dach nun neben Facebook als Tochterunternehmen auch Instagram und WhatsApp angesiedelt sind.
Der Vorgang erinnert an Google, das im Jahr 2015 ähnlich vorging und sämtliche Tochtergesellschaften unter dem Namen Alphabet Inc. versammelte.
Die Umbenennung erfolgt in einer Phase immer stärker wachsender Kritik an der Politik und dem Geschäftsgebaren von Facebook. Dazu hat in jüngster Zeit vor allem die ehemalige Mitarbeiterin und jetzige Whistleblowerin France Haugen beigetragen. Die Frage ist, was bezweckt Facebook-Chef Mark Zuckerberg mit der Namensänderung, was will er erreichen? Und warum hat er den Namen Meta gewählt?
Die Tochtergesellschaften von META
Mit der Umbenennung des Konzerns von Facebook zu META macht das Unternehmen nun auch in seinem Namen deutlich, dass es längst weit mehr ist als eine reine Social-Media-Plattform. Im Zuge des stetigen Wachstums seit der Gründung des Unternehmens im Jahre 2004 hat der Konzern verschiedenste Unternehmen aufgekauft, welche heute in der Gesamtheit den META-Konzern bilden.
Welche Rolle die einzelnen Dienste und Unternehmen in METAs zukünftig angestrebten Metaverse haben werden, bleibt noch abzuwarten. Neben der bekannten Social-Media-Plattform und dem dazugehörigen Messenger-Dienst gehören auch folgende Unternehmen zu den Tochtergesellschaften von META.
Instagram als Tochtergesellschaft von META
Das für Nutzer kostenlose soziale Netzwerk Instagram wurde im Jahr 2010 von den US-Amerikanern Kevin Systrom und Mike Krieger gegründet. Die Hauptfunktion der Social-Media-App liegt in dem Teilen und Hochladen von Fotos und kurzen Videos (Reels). Beliebt bei seinen Nutzern ist der Dienst vor allem deshalb, weil es Nutzern dadurch möglich ist, den eigenen Freunden wie auch Prominenten oder Unternehmen in audiovisueller Form zu folgen und eigene Erlebnisse in Form von Videos und Fotos mit seinen Followern zu teilen.
Obwohl das Unternehmen im Jahr 2012 noch keine Einnahmen generierte und von nur 12 Mitarbeitern betrieben wurde, übernahm Facebook den Foto- und Video-Sharing-Dienst für eine Milliarde Dollar. Immerhin verzeichnete Instagram zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 30 Millionen Nutzer. Mittlerweile stieg die Nutzerzahl auf über eine Milliarde Nutzer weltweit. Aufgrund seiner Beliebtheit zählt Instagram heutzutage zu einem der stärksten Marketinginstrumente für Unternehmen, insbesondere für das Digital Branding.
WhatsApp als Tochtergesellschaft von META
Der 2009 gegründete Instant-Messaging-Dienst WhatsApp erlaubt den Nutzern eine Kommunikation sowohl in Form von Text- und Sprachnachrichten als auch das Versenden von Bildern, Videos und Audiodateien. Auch Sprach- und Videoanrufe sind über WhatsApp möglich. Außerdem können Informationen und Dokumente in Gruppen sowie Standort- und Kontaktdaten miteinander geteilt werden.
Bereits 2014 nutzten rund 450 Millionen Menschen den Messenger-Dienst WhatsApp. Dieses Potenzial bewegte den damaligen Facebook-Konzern dazu, das Unternehmen für rund 19 Milliarden US-Dollar aufzukaufen. Heutzutage verzeichnet WhatsApp weltweit über zwei Milliarden Nutzer.
Oculus als Tochtergesellschaft von META
Der heutige Hersteller von Virtual-Reality-Brillen Oculus wurde im Jahr 2012 über ein Crowdfunding-Projekt gegründet. Die VR-Brillen des US-amerikanischen Herstellers erlauben den Nutzern völlig neue Erfahrungen und Wahrnehmungen durch das nahezu realistische Eintauchen in virtuelle Welten.
Nur zwei Jahre nach seiner Gründung wurde Oculus VR für einen Preis von 2,3 Milliarden US-Dollar an Facebook verkauft. Während die VR-Brillen ursprünglich für ein spezielles Spielerlebnis beim Gaming gedacht waren, verfolgt META heute das Ziel, die VR-Brillen zu einer massentauglichen Kommunikationsplattform weiterzuentwickeln.
Weitere Tochtergesellschaften von META
Neben den vielfach bekannten Unternehmen Instagram, WhatsApp und Oculus sind auch die folgenden Dienste und Unternehmen unter dem Dach des META-Konzerns vereint:
- Workplace als eine speziell für den Arbeitsplatz entwickelte Social-Media-App
- Portal als Hardware-Hersteller für KI-gestützte Video-Anrufe
- Diem, Mark Zuckerbergs groß angekündigtes Cryptowährungs-Projekt auf Basis der Blockchain-Technologie
- Novi als digitale Geldbörse für Cryptowährungen.
Die Aufzählung der Tochtergesellschaften von META macht nicht nur deutlich, dass der Konzern im Laufe der Jahre weit mehr geworden ist als nur Facebook. Die Umbenennung des Unternehmens war also nur ein konsequenter Schritt. Es lässt sich auch erahnen, mit welchem Nachdruck Mark Zuckerberg und seine Entwickler die Vision vom zukünftigen Metaverse vorantreiben. Nahezu alle dafür notwendigen Services sind bereits unter dem Konzerndach vereint, wodurch das Unternehmen nicht auf die Zusammenarbeit mit anderen Firmen angewiesen ist.
Vorbild Metaverse
Zuckerberg hat eine Vision, und die heißt Metaverse. Der Begriff entstammt dem 1992 erschienenen Science Fiction Roman „Snow Crash“ des US-amerikanischen Schriftstellers Neal Stephenson.
Dort beschreibt er das Metaversum als einen kollektiv nutzbaren, virtuellen Raum, der sich aus einer virtuell erweiterten physischen Wirklichkeit und einem physisch dauerhaften, virtuellen Raum zusammensetzt.
Das klingt kompliziert. Knapp ausgedrückt, ist damit eine virtuelle oder augmentierte Wirklichkeit gemeint (virtual oder augmented reality), die Zuckerberg entwickeln und aufbauen will. Dazu soll nicht nur Hardware gehören wie beispielsweise VR-Headsets, sondern auch passende Software und zugehörige Inhalte. Bevölkern sollen dieses virtuelle Metaverse Avatare von realen Menschen. Ziel ist es, Elemente der realen Welt, das klassische Internet sowie virtuelle Welten zu einem Netz zu verknüpfen, in dem es keine inneren Grenzen gibt.
Wenn es nach Zuckerberg geht, sollst du in Zukunft zusammen mit anderen Menschen virtuelle Räume kreieren und erkunden, ohne dass ihr in einem physisch realen Raum zusammenfindet. Du kannst dort mit deinen Freunden zusammen arbeiten, lernen, einkaufen, diskutieren, spielen, schöpferisch tätig sein oder einfach nur abhängen.
Das Ziel soll aber nicht sein, dass Du noch mehr Zeit online verbringst, sondern dass Du Deiner online genutzten Zeit mehr Sinn und Bedeutung gibst.
Facebook selbst soll nur einen Teil des Metaverse ausmachen, so dass auch andere Unternehmen mit ihren Produkten mitmachen können. Das alles klingt heute noch recht abstrakt, Zuckerberg rechnet mit zehn bis fünfzehn Jahren, bevor Produkte so ausgereift sind, dass das Metaverse möglich wird.
Skeptiker wollen jedoch noch nicht so recht daran glauben, dass Facebook hier wirklich eine offene Politik betreibt, denn bisher zeigt das Unternehmen wenig Offenheit und Bereitschaft zu einer Interoperabilität. Diese ist aber eine unabdingbare Voraussetzung für ein echtes und anbieterübergreifendes Metaverse.
Müssen User mit ihren Avataren und Freunden, mit ihren geschaffenen virtuellen Räumen und Gütern in einer einzigen Welt verhaftet bleiben und können diese nicht mitnehmen in eine andere, handelt es sich nicht um ein Metaverse.
Was versteht man unter dem Metaverse in Abgrenzung zum Internet?
Bis jetzt steht das Metaverse lediglich für eine Idee, und nicht für ein tatsächlich vorhandenes Objekt. Deshalb ist es auch nicht ganz einfach, sich das Metaverse in echter Aktion vorzustellen. Ein Beispiel mag den Ansatz verdeutlichen, indem analoge Regeln und Vorstellungen aus der analogen Welt in die digitale übertragen werden.
Wenn du dir in einem Geschäft ein neues Smartphone kaufst, kannst du es, wie die meisten anderen Gegenstände auch, von einem Ort zum anderen mitnehmen, kannst hier telefonieren, dort eine E-Mail schreiben und wieder woanders deine Lieblingsmusik hören. Du kannst es auf Reisen von einem Land in ein anderes bei dir haben und es überall gleich nutzen.
Im klassischen Internet ist so etwas nicht möglich. Spielst du hier etwa ein Videogame und gibst dir selbst ein individuell gestaltetes Aussehen, kannst du dein Outfit nur in diesem einen Spiel nutzen und nicht auf ein anderes übertragen.
Genau solche Möglichkeiten soll aber das Metaverse eines Tages bieten. In seinem virtuellen Raum kannst du die digitalen Informationen deines Videogame-Outfits überall beibehalten und dich so anderen Menschen zeigen, genauso wie du dein Smartphone und andere Güter, deine Gedanken und dein Wissen in der analogen Welt überallhin mitnehmen kannst.
Unzählige Möglichkeiten im Metaverse
Da das Metaverse noch nicht real existiert, kann man derzeit über Anwendungsmöglichkeiten nur spekulieren oder auch träumen. Allerdings arbeiten Technologiefans, Geschäftsleute und Marketingunternehmen bereits an Szenarien, die durch das Metaverse verwirklicht werden könnten.
Büroarbeit und ähnliche Tätigkeiten erledigst du zusammen mit deinen Avatarkollegen in einer virtuellen Realität. Ob du dabei an einem Schreibtisch sitzt, in einem Konferenzraum oder an einem Lagerfeuer am See, kannst du mit deinen Kollegen gemeinsam ausmachen. Du kannst deine Freunde zu dir nach Hause einladen und gemeinsam mit ihnen ein Fußballspiel schauen und den Kommentator auf dein Sofa holen. Aus deiner Lieblingsfigur in einem Videospiel machst du einen digitalen Assistenten, der dich wie Alexa oder Siri begleitet und unterstützt.
Entscheidend ist, dass so viele digitale Informationen wie möglich ohne Reibungsverluste auf allen denkbaren Anwendungen abrufbar sind und überall gleich gut funktionieren.
Zwei große Herausforderungen
Bevor das Metaverse Realität werden kann, müssen zwei Hürden genommen werden, die uns heute noch davon trennen. Zum einen betrifft das die Technologie bzw. die Hardware. Für die konstante Aufrechterhaltung eines virtuellen Raumes, wie ihn das Metaverse bieten soll, ist eine gigantische Menge an Rechenleistung notwendig, die derzeit nicht zur Verfügung steht. Weitere noch nicht gegebene Faktoren sind flächendeckend sehr schnelle Internetverbindungen sowie relevante Fortschritte in den Bereichen künstliche Intelligenz und digitale Animation. Dies ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, aber wenn du an den Stand der Digitaliserung beispielsweise in Deutschland denkst, könnte diese Zeit recht lang werden.
Die zweite Herausforderung ist größerer und schwierigerer Natur, denn sie stößt in politische und soziale Dimensionen vor. Wird das Metaverse eine dezentrale Einrichtung wie das Internet oder wird es ein zentral regierter und organisierter Raum? Schon beim Internet kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass es mit der Dezentraltität nicht weit her ist. Die großen Player wie Google, Facebook, Amazon, Apple oder Microsoft verfügen über monopolartige Positionen in ihren Bereichen, gegen die kaum mehr anzukommen ist.
Skeptische Experten befürchten deshalb vielleicht nicht zu Unrecht, dass das Metaverse irgendwann durch ein einziges Unternehmen kontrolliert wird. Das würde konkret bedeuten, dass dieses Unternehmen den virtuellen Raum, der den gesamten Globus sowie sämtliche dort stattfindenden digitalen Prozesse umfasst, in der Hand weniger Entscheider läge.
Dagegen wären heutige Internetgiganten die Facebook oder Google Zwerge – sofern nicht eines dieser Unternehmen das Metaverse unter sich hätte.
Welche Ziele verfolgt das Unternehmen mit der Namensänderung?
Facebooks neue Kleider geben zu denken. Es mag vielleicht etwas naiv klingen: Aber wenn Facebook sich heute den Namen Meta gibt und der CEO Mark Zuckerberg seine Visionen von (s)einem Metaverse kundtut, gibt es Gründe genug, die Alarmglocken klingeln zu lassen.
Auf der Facebook Convention im Oktober 2021 gab Mark Zuckerberg als einen Grund für die Namensänderung an, dass Facebook damit „über ein Unternehmen hinaus“ gehen will. In Zukunft soll eine Anmeldung bei Facebook entfallen, bevor man auf andere Apps und Funktionen zugreifen kann. Zwar soll die Weiterentwicklung der bekannten Social Media Apps weiterhin ein wichtiger Schwerpunkt sein. Andererseits seien Marke und Produkt so eng miteinander verbunden, dass dies unmöglich alle zukünftigen Tätigkeiten des Konzerns beschreiben und repräsentieren kann. Die grundsätzliche Unternehmensstruktur bleibt jedoch unverändert.
Experten fragen sich, ob hier eine gruselige Utopie im Entstehen begriffen ist, ob es um eine ernstzunehmende und konsequente Weiterentwicklung des heutigen Internets mit neuen Technologien geht oder ob es sich vielleicht einfach nur um eine Ablenkungsstrategie handelt, die den Blick von der mehr und mehr angefeindeten und kritisierten „Social Media Krake“ abwenden und auf eine „schöne neue Welt“ richten soll.
Eines ist auf jeden Fall klar, auch wenn das Unternehmen immer wieder abwiegelt: Mit der erweiterten virtuellen Welt des Metaverse wird es Facebook bzw. Meta gelingen, noch mehr Daten von noch mehr Usern abzugreifen und für seine finanziell lukrativen Geschäfte zu nutzen.
Welche Möglichkeiten bekommen Marketingunternehmen durch das Metaverse?
Du brauchst neue Schuhe? Im Metaverse begibst du dich in ein virtuelles Schuhgeschäft deiner Wahl, greifst dir virtuelle Schuhe nach deinem Geschmack aus einem virtuellen Regal und probierst sie mit deinem Avatar an. Gleiches gilt für Kleidungsstücke, mit denen du dich selbst in einem virtuellen Spiegel betrachten kannst.
Die Probefahrt mit deinem nächsten Autowunschmodell unternimmst du ebenfalls im Metaverse, mit dem Avatar eines Autoverkäufers an deiner Seite, der dir alle Vorzüge des Fahrzeugs unterwegs schmackhaft macht.
„Schatz, wohin sollen wir nächsten Sommer unseren Urlaub verbringen? Am Meer oder in den Bergen? In Österreich oder in Spanien?“ – „Ach, Liebling, schauen wir doch einfach mal im Metaverse. Wir werden schon was Passendes finden.“
Für Marketingunternehmen eröffnen sich mit dem Metaverse ungeahnte Möglichkeiten. Aus simpler Reklame und Werbung wird eine virtuelle Realität, die jeden noch so schönen Reisekatalog, jeden Videoclip von Sportwagen oder Familien-SUV, jede 360°-Ansicht von einem Paar Schuhe weit in den Schatten stellt.
Wird sich durch das Metaverse die Welt verändern?
Sollte das Metaverse in der Zukunft tatsächlich Realität werden, lautet die Antwort: Ja. Das Metaverse wird – wie jede grundlegende technologische Entwicklung – seine Licht- und Schattenseiten, seine positiven und negativen Wirkungen zeitigen. Es wird viele Dinge des Alltags erleichtern, aber auch vieles verschlechtern bzw. unsicherer machen. Shitstorms, Hatespeech, Falschinformationen und Verschwörungstheorien werden ebenso neue Dimensionen erreichen wie „freundliche“ Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten.
Ähnliches gilt für Datenschutz und Datensicherheit. Hier sind ganz klare Vereinbarungen und wohl auch Verordnungen von Nöten, ansonsten öffnen sich auch für Cyberkriminelle ganz neue, geradezu fantastische Möglichkeiten, um ihrem Gewerbe nachzugehen.
Derzeit lässt sich nur spekulieren, welche Veränderungen konkret auf uns zukommen. Angesichts der letzten Erkenntnisse über Facebooks Geschäftsgebaren, ist bei auch bei Meta und der Vision vom Metaverse Skepsis zumindest angebracht.