Wer sein persönliches E-Mail-Konto mit allen Inhalten auf einen anderen Server umziehen möchte (z. B. bei einem Anbieterwechsel oder einer Servermigration), steht vor einem Problem: Ab einer gewissen Größe des E-Mail-Kontos müssen entsprechende Datenmengen zunächst auf das eigene E-Mail-Programm transferiert und anschließend auf den neuen E-Mail-Server per IMAP hochgeladen werden. Insbesondere wenn man viele E-Mail-Accounts zu verwalten hat, kann dies zu einem mühsamen Geschäft werden. Warum also nicht die E-Mails vom alten zum neuen E-Mailserver auf direktem Wege umziehen? Dies geht ganz einfach mit einem Open-Source-Tool namens Imapsync. Wir beschreiben Dir im Folgenden, wie das geht.
E-Mail umziehen auf direktem Weg
Wer schon einmal vor der Aufgabe stand, sein E-Mail-Konto mit allen Inhalten auf einen neuen Server umzuziehen, könnte dies aus Nutzersicht mit einem IMAP-fähigen E-Mail-Client wie z. B. Mozilla-Thunderbird tun – sämtliche E-Mails mitsamt allen angelegten Ordnern per IMAP lokal auf einem eigenen Rechner speichern (zur Not geht’s auch mit einem Smartphone), anschließend mit dem E-Mail-Programm auf dem neuen „Zielserver“ einloggen und sämtlichen E-Mail-Content wieder uploaden.
Wenn man über die Jahre einige Gigabytes an E-Mails inklusive Dateianhängen angesammelt hat, wird dies zu einem Geduldsspiel, insbesondere dann, wenn man nur über eine langsame Internetanbindung verfügt oder die Upstream-Bandbreite eines DSL-Anschlusses begrenzt ist.
Doch es geht auch ohne den Umweg über den eigenen Rechner, indem man das E-Mail-Konto per IMAP direkt vom alten zum neuen Server überträgt. Hierdurch können durch die schnellen Internetanbindungen der IMAP-Server alle E-Mail-Inhalte in nur wenigen Sekunden oder Minuten auf den neuen Server übertragen werden. Für diesen Zweck kommt das quelloffene Tool Imapsync zum Einsatz.
Was ist Imapsync?
Das Imapsync-Tool ist linuxbasiert (es gibt aber auch Versionen für Windows und MacOS) und quelloffen und kann somit von jedermann kostenlos ohne Einschränkungen genutzt werden. Wie aus dem Namen bereits hervorgeht, dient Imapsync dazu, E-Mail-Konten miteinander zu synchronisieren. Imapsync kann in den gängigen Linux-Distributionen nachinstalliert werden, ansonsten sind Quellen und Programmpakete bei Github erhältlich. Es gibt auf der Kommandozeile eine Vielzahl von Optionen, mit denen komplette Mailkonten und -ordner abgeglichen und transferiert werden können. Wir beschreiben hier die einfachste Anwendung, nämlich die Übertragung eines E-Mail-Kontos auf einen neuen Server. Dazu werden nur die Zugangsdaten (Benutzername und Passwort) beider Server benötigt.
Dies gilt es im Rahmen der Datenschutzgrundverordnung zu berücksichtigen, wenn man z. B. im Kundenauftrag arbeitet und die E-Mails eines Unternehmens umzieht.
E-Mail umziehen mit Imapsync – die Anleitung
Wir gehen von folgendem Szenario aus:
- Der Ursprungs-Mailserver ist unter mail.server-alt.de erreichbar und ist per TLS verschlüsselt (Port 143 mit STARTTLS).
- Der Benutzername lautet mailuser2000, das Passwort supergeheim.
- Der neue Mailserver heißt mail.server-neu.de und ist ebenfalls mit TLS abgesichert.
- Der neue Mail-Username heißt mailuser2022, Passwort nochmehrgeheim.
Um jetzt alle Mails von dem alten auf den neuen Server zu verschieben, gibt man folgende Befehlszeile ein:
imapsync --host1 mail.server-alt.de --tls1 --user1 mailuser2000 --password1 supergeheim --host2 mail.server-neu.de --tls2 --user2 mailuser2022 --password2 nochmehrgeheim
Imapsync kann entweder auf dem Server des Ursprungs-Mailserver oder auch auf dem neuen Server ausgeführt werden, sofern man Zugang zu einem Linux-Terminal hat, was jedoch nicht bei allen E-Mail-Providern gegeben ist. Alternativ kann das o.g. Imapsync-Kommando auch von jedem anderen Rechner mit schneller Internetanbindung ausgeführt werden.
Die Alternative: Imapsync im Web
Der Entwickler von Imapsync bietet auch einen Online-Service mit Web-Oberfläche an. Dieser Dienst eignet sich für solche Fälle, in denen eine Installation von Imapsync auf Betriebssystem-Ebene nicht möglich ist – z. B. bei einem Webmail-Hoster.
Die Nutzung der Online-Version von Imapsync ist für E-Mail-Umzüge bis 3 GB kostenlos, für unlimitierte Datenmengen ist eine Kaufversion verfügbar.
In der schlichtgehaltenen Eingabemaske gibt man einfach die Zugangsdaten und URLs der jeweiligen Quell- und Zielserver an. Zusätzlich gibt es weitere Optionen wie z. B. einen Verbose-Mode, um vorab zu testen, ob das geplante Vorhaben grundsätzlich funktioniert, ohne dass Daten tatsächlich übertragen oder womöglich gar gelöscht werden. Dann klickt man auf „Sync“ – und schon beginnt der Umzug.
Nicht vergessen: E-Mail-Weiterleitung
Während des E-Mail-Umzugs kann es passieren, dass weiterhin E-Mails im bisherigen Postfach ankommen. Deshalb sollte man dafür sorgen, dass bereits vor dem Beginn des Transfers auf dem Ursprungs-Mailserver eine E-Mail-Weiterleitung an die neue E-Mail-Adresse eingerichtet wird – sei es auf der Weboberfläche des bisherigen Mailproviders oder auf Admin-Ebene. So wird sichergestellt, dass keine E-Mails während des E-Mail-Umzugs verlorengehen.
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